St. Pankratius: die bewegte Geschichte der kleinen katholischen Kirche in Schwabsburg
Die katholische Kirche St. Pankratius in Schwabsburg ist ein verborgenes Juwel mit einer bewegten Geschichte. Trotz ihrer bescheidenen Größe und dem Fehlen von Einträgen in den offiziellen Denkmälern erzählt sie eine Geschichte von Gemeinschaft und Entschlossenheit.
Bis in die 1960er Jahre teilten sich die katholische und evangelische Gemeinde die heutige evangelische Kirche, was beiden Seiten Unzufriedenheit bereitete.
Auf einem kleinen Grundstück im Schatten der Burg Schwabsburg stand ein baufälliges Haus, das seit 1750 im Besitz der Kirchengemeinde war und auch als Wohnraum diente. Der Wunsch vieler Schwabsburger Katholiken, an dieser Stelle eine eigene Kirche zu errichten, fand Unterstützung bei Pfarrer Müller. Nach dem Auszug der Bewohner kam es zu einer mutigen Aktion: Katholiken rissen Decken, Wände und Treppen nieder.
Dank des Rückhalts des Kaplans und der Untätigkeit der Kirchenleitung blieben die Akteure unbehelligt. Zwei Jahre später konnte schließlich mit dem Bau der Kirche begonnen werden, wobei viele Arbeiten von den engagierten Schwabsburger Katholiken in Eigenregie geleistet wurden.
Die Kirche selbst ist in schlichter Eleganz gehalten, doch die modernen Kirchenfenster, gestiftet von den Gläubigen, ziehen mit ihren kunstvollen Darstellungen alle Blicke auf sich. Besonders hervorzuheben ist der Kreuzweg, der an den Fenstern kunstvoll abgebildet ist.
Weihwasserbecken aus dem 13. Jahrhundert
Ein Weihwasserbecken aus dem 13. Jahrhundert, das seinen Ursprung in einer älteren Kirche hat, die dem heiligen Pankratius geweiht war, wurde im Jahr 2018 von Georg Zimmermann, einem engagierten Bürger aus Nierstein, der Kirche übergeben.
Die Übergabe dieses wertvollen Stücks ist nicht nur ein Akt der Wertschätzung für die lokale Geschichte, sondern auch ein bedeutendes Zeugnis der religiösen Traditionen unserer Region. Das Weihwasserbecken, das Jahrhunderte überdauert hat, bereichert nun die Sammlung des Heimatmuseums der IGSchwabsburg, in der Jahnstraße, wo es für Besucher zugänglich ist.
Jeden Dienstag um 18:30 Uhr wird in St. Pankratius Gottesdienst gefeiert – ein fester Bestandteil des Gemeindelebens und ein Ort der Zusammenkunft für die Katholiken von Schwabsburg.
Vortrag in der Kirche
Eine spannende Gelegenheit, die Kirche auch außerhalb der regulären Gottesdienste zu besuchen, erwartet Euch an diesem Mittwoch, 26. März. Um 19:30 Uhr wird Pfarrer Thomas Catta auf Einladung der IG Schwabsburg in der Kirche einen Vortrag zum Thema: Antisemitismus – Gegenwart und christliche Wurzeln halten.
Antisemitismus ist kein Randphänomen, das sich nur auf rechtsextreme oder islamistische Kreise beschränkt; antisemitische Einstellungen finden sich in allen politischen Milieus und gesellschaftlichen Schichten auch in der Mitte der Gesellschaft, etwa unter Schülerkreisen.
Der moderne Antisemitismus hat seine Wurzeln im christlichen Antijudaismus.
Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Abgrenzungsbedürfnisses gegenüber der jüdischen „Mutterreligion" entwickelten sich im Christentum, ob evangelisch oder katholisch, eine große Zahl an judenfeindlichen Motiven.
Erst im 20. Jahrhundert erfolgte in den Kirchen aufgrund des Holocaust ein grundlegendes Umdenken und eine christlich-jüdische Zusammenarbeit auch auf theologischer Ebene.
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